Lebenslauf

1840

23. Januar: Ernst Abbe wird als Sohn der Elisabetha Christina Abbe, geb. Barchfeld und des Spinnereiarbeiters Georg Adam Abbe in Eisenach geboren. Eisenach gehört zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.

1846 -1854

Er besucht die Bürgerschule (Volksschule) in Eisenach.

1850 – 1857

Besuch des Realgymnasiums Eisenach.

1857

März: Abbe erhält als erster Schüler des Eisenacher Realgymnasiums nach erfolgreichen Abiturprüfungen das „Zeugnis der Reife zum Abgang auf die Universität“.

1857

April: Abbe beginnt das Studium der Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Jena.

Die vier Erhalterstaaten der thüringischen Universität sind das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Meiningen.

Abbe ist auf finanzielle Entlastungen („Freitisch“, Entfall von Vorlesungsgebühren) auf Grund eines Armutszeugnisses angewiesen.

Vorlesungen unter anderem bei Karl Snell, Herrmann Schaeffer, Kuno Fischer.

1857

14. Juli: Abbes Mutter stirbt im Alter von 48 Jahren an Tbc.

1857 – 1858

Abbe bearbeitet eine von der philosophischen Fakultät gestellte physikalische Preisaufgabe.

1858

19. Juni: Für die Lösung der Preisaufgabe erhält Abbe den 1. Preis.

Besondere Hervorhebung seiner Leistung im Bericht des Universitätskurators Seebeck an die Erhalterstaaten.

1857 – 1859

Abbe hält vier Vorträge in der „Mathematischen Gesellschaft“.

1859 – 1861

Fortsetzung des Studiums an der Universität Göttingen.

1859

Juli: Abbe schließt einen engen Freundschaftsbund mit Harald Schütz, der in Göttingen Mathematik studiert.

11. November: Abbes Vater heiratet zum 2. Mal – die Witwe Eva Margarethe Liebetrau, geb. Lindemann.

1861

23. März: Promotion in Göttingen zum Dr. phil..

Sommersemester: Als Assistent an der Universitätssternwarte befasst sich Abbe mit experimentellen physikalischen und astronomischen Arbeiten.

1861 – 1862

Arbeit als Dozent im Physikalischen Verein von Frankfurt am Main.

1862

Herbst: Abbe beginnt mit der Arbeit an seiner Habilitationsschrift.

1863

18. April: Übersiedlung nach Jena.

Abbe wohnt in der Saalgasse bei Fleischermeister Donat.

Finanzielle Unterstützung durch die Stiftung des Frankfurter Privatgelehrten Michael Reiss.

8. und 10. August: Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten für Mathematik und Physik.

1864

Einrichtung eines unentgeltlichen physikalischen Praktikums im Zusammenhang mit seiner Vorlesung über physikalische Messinstrumente.

1865

Auf Antrag der philosophischen Fakultät und des Kurators der Universität erhält Abbe eine staatliche finanzielle Unterstützung, die jährlich neu zu beantragen ist.

1866

3. Juli: Abbe beginnt, neben seiner akademischen Tätigkeit in der Optischen Werkstätte von Carl Zeiss mitzuarbeiten.

1869

Beginn umfangreicher Rechenarbeitenarbeiten für neue Immersionsobjektive.

Abbe entwickelt neue Ansätze für das physikalische Verständnis der optischen Abbildung.

1870

5. Mai: Ernennung zum außerordentlichen Professor.

Erste Veröffentlichung als Professor über einen neuen Spektralapparat am Mikroskop

Juni: Verlobung mit Elise Snell.  

1871

Veröffentlichung der Abhandlung „Über die Bestimmung der Lichtstärke optischer Instrumente“.

24. September: Eheschließung mit Elise Snell.

Abbe zieht in das Haus seines Schwiegervaters in der Neugasse.

1871 – 1872

Abbe erarbeitet mit Zeiß die Grundlagen für den wissenschaftlichen Mikroskopbau.

1872

18. November: Geburt von Abbes Tochter Margarete.

1873

Veröffentlichung der zusammengefassten Resultate von Abbes jahrelangen theoretischen und experimentellen Arbeiten zur Neubegründung der Mikroskoptheorie in der Abhandlung „Beiträge zur Theorie des Mikroskops und der mikroskopischen Wahrnehmung“.

Abbe erhält ein festes Gehalt von der Universität, das auf Antrag des Kurators Seebeck jährlich erhöht wird.

1874

30. April: Abbes Tochter Paula wird geboren.

18. August: Vater Georg Adam Abbe stirbt in Eisenach.

1875

Januar: Die gesamte Familie Abbe erkrankt heftig an Typhus.

Mai: Auf ärztliches Anraten beziehen sie eine andere Wohnung im „Schwarzschen Haus“ im Fürstengraben 25.

1876

2. Juli: Vertragsabschluss Abbes mit Carl Zeiß über die stille Teilhaberschaft an der Optischen Werkstätte, rückwirkend ab 15. Mai 1875. Besuch der internationalen Ausstellung wissenschaftlicher Geräte in London im Auftrag des preußischen Kultusministeriums.

1877

Nach dem Tod des langjährigen Direktors der Universitätssternwarte Heinrich Schrön befürwortet Abbe in einem Gutachten den Erhalt der alten Sternwarte von 1812.

August: Abbe wird zum Direktor der Sternwarte im Schillergässchen ernannt.

Er plant und leitet die erforderlichen Umbauarbeiten.

Dienstwohnung und Garten lässt er auf eigene Kosten instand setzen.  

1878

Mai: Familie Abbe zieht in die Dienstwohnung in dem ehemaligen Gartenhaus Schillers.

1878

Einführung der Mikroskopobjektive mit homogener Immersion.

1. Mai: Abbe wird Ehrenmitglied der Royal Microscopical Society in London.

Wegen der vertraglichen Verpflichtungen als Teilhaber an der Optischen Werkstätte schlägt er eine Berufung an die Berliner Universität aus.

25. Juli: Berufung zum außerordentlichen Honorarprofessor an die Jenaer Universität.

1879

Erster Kontakt mit Otto Schott.

1880 – 1881

Im Auftrag der Weimarer Regierung erarbeitet Abbe die Konzeption und eine Kostenkalkulation für den Bau des Physikalischen Instituts der Universität Jena in der Neugasse.

1881

Januar: Erste persönliche Begegnung Abbes mit Schott im Schillerhaus. Beginn der Zusammenarbeit.

1882

Für Schotts Glasversuche wird ein privates glastechnisches Laboratorium in der Weimar-Geraer Bahnhofstraße (heute Westbahnhofstraße) mit Mitteln von Abbe, Carl und Roderich Zeiss eingerichtet.

Robert Koch veröffentlicht die Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Ursache der Tuberkulose. Die neuen leistungsfähigen Mikroskope werden für die Untersuchungen eingesetzt.  

1883

Oktober: Vertragsabschluss über fünf Jahre zwischen Abbe, Schott, Carl und Roderich Zeiß über Errichtung und Betreiben einer Glastechnischen Versuchsanstalt, der die offene Handelsgesellschaft Schott & Genossen folgen soll, sobald ein existenz- und konkurrenzfähiger Geschäftsbetrieb absehbar ist.

10. November: Abbe wird Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg.

1884

Januar: Die Glastechnische Versuchsanstalt wird auf einem Feld zwischen Jena und Lichtenhain Versuchsanstalt gegründet.

Mai: Gemeinsam mit Haeckels Zoologischem Institut wird das Physikalische Institut in der Neugasse eröffnet.

September: Feierliche Eröffnung der Glashütte mit Anbrennen des Ofens.

Erste Apochromate mit Linsen aus natürlichen Flussspatkristallen gefertigt mit deutlich verbesserter Korrektion der sphärischen und chromatischen Abweichungen.

Abbe wird Mitglied des neu gegründeten Freisinnigen Vereins in Jena.

1885

März: Abbe fasst den Entschluss, offener Gesellschafter der Firma Schott & Genossen zu werden und verzichtet ab sofort auf sein Gehalt als außerordentlicher Professor und Direktor der Universitätssternwarte, da er es für unvereinbar mit seiner neuen Stellung in der Industrie hält.

Auf seine Bitte steht das Gehalt für die Leitung der Sternwarte weiter für die Bezahlung eines Assistenten zur Verfügung.

Siegfried Czapski beginnt seine Arbeit als Privatassistent Abbes und gleichzeitig als wissenschaftlicher Optiker in der Werkstätte Carl Bamberg in Berlin.

1886

8. April: Czapski schließt einen offiziellen Arbeitsvertrag mit der Firma Zeiss ab.

August: Neue Mikroskopobjektive und –okulare aus Spezialgläsern des Glastechnischen Laboratoriums.

Abbe gründet den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke zu Gunsten der Universität Jena.

Abbes Schwiegervater Carl Snell stirbt in Jena.

Abbe beginnt selbst nach natürlichem Flussspat als Optikmaterial in den Schweizer Alpen zu suchen. Wichtigster Fundort: Oltscheren-Alp im Berner Oberland.

Abbe kauft ein neues Haus an der Leutra gegenüber dem neuen Zeiss-Werk (am heutigen Carl-Zeiß-Platz). Einzug der Familie.

Paul Rudolph tritt als Assistent Abbes in die Firma Zeiss ein und entwickelt sich zum „Optikrechner“.

1888

3. Dezember: Carl Zeiß stirbt in Jena. Würdigung seiner Leistung und seines Lebens durch Abbe in einer Trauerrede.  

1888 – 1889

Abbe lässt auf eigene Kosten eine neue Universitätssternwarte auf einem an den Schillergarten angrenzenden Grundstück errichten.  

1889

19. Mai: Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung Jena durch Abbe.

Er lässt sich von den regelmäßigen Lehrverpflichtungen an der Universität entbinden und schlägt die Einrichtung eines außerordentlichen Lehrstuhls für Theoretische Physik vor. Felix Auerbach übernimmt das Amt, von Abbe empfohlen.

Auseinandersetzungen mit Roderich Zeiß über die Geschäftsführung.

Alleiniger Leiter des Zeiss-Werkes nach ausscheiden von Roderich Zeiß.

Otto Knopf wird Observator der Sternwarte, aber noch nicht offizieller Nachfolger Abbes.

1889 – 1896

Arbeit am Statut der Carl-Zeiss-Stiftung.

1890

Universität und Regierung übernehmen den Privatvertrag, den Abbe mit Knopf abgeschlossen privat mit ihm abgeschlossen hatte.

Otto Knopf wird damit formal offizieller Nachfolger Abbes.

1888 – 1890

Übergang zur Erweiterung des Produktspektrums der Firma Zeiss.

1891

30. Juni: Bekanntmachung der Überführung des Zeisswerkes und Abbes Anteil des Schottwerkes in Stiftungsbetriebe an die Geschäftsangehörigen der Firma Zeiss.

Mit Rückwirkung vom 1. Oktober 1890 ist die Stiftung alleinige Inhaberin der Optischen Werkstätte und 50prozentige Inhaberin des Glaswerkes. Abbe nimmt die Stelle eines Bevollmächtigten und eines von drei Geschäftsführern neben Czapski und Schott ein.

1894

15. März: Tochter Margarete Abbe heiratet den Gymnasiallehrer Otto Unrein, den späteren Direktor des Jenaer Lyzeums (heute Grete-Unrein-Schule).

1893

11. Februar: Abbe beurteilt die Habilitationsschrift über ein Thema der Optik von Rudolph Straubel, der sich damit um die Zulassung als Privatdozent an der Jenaer Universität bewirbt.

1995

6. Januar: Erste Enkelin Abbes, Else Unrein, wird geboren.

15. Juni: Tochter Paula heiratet den Arzt Theodor Wette und zieht mit ihm nach Weimar.

1896

7. Mai: Enkelin Grete Wette wird geboren.

26. Juli/ 16. August: Verabschiedung des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung. Es ersetzt ab diesem Zeitpunkt die Stiftungsurkunde.

12. Dezember: Feier zum 50jährigen Bestehen der Optischen Werkstätte. Abbe hält seine berühmte Gedächtnisrede, in der er die historische Entwicklung der Firma darstellt, die Verdienste von Carl und Roderich Zeiß würdigt und rückblickend seine Motive für die Gründung der Stiftung erläutert.

13. Dezember: „Doctor juris honoris causa“ wird Abbe durch die  juristische Fakultät der Universität Jena  für seine Leistungen für den Aufbau der Stiftung und insbesondere für die Ausarbeitung des Statuts verliehen.

1897 – 1898

Im Wintersemester hält Abbe seine letzte Vorlesung vor Wissenschaftlern der Universität und des Zeiss-Werkes.

1897

23. April: Die Enkel Abbes, die Söhne Paulas Ernst und Hans Wette (Zwillinge), werden geboren.

26. April: Der Enkel Karl Unrein, Sohn der Tochter Margarete, wird geboren.

1899 -1903

Abbe unterstützt über die Carl-Zeiss-Stiftung die Einrichtung und den Ausbau von Instituten der Universität: 

das Institut für Angewandte Optik, die Anstalt für Technische Chemie, den Neubau des Physikalischen Instituts, das Institut für Technische Physik, das Institut für Mikroskopie, das Hygienische Institut, das Institut für Angewandte Mathematik.

1900

Einführung des Achtstunden-Arbeitstages in den Stiftungsbetrieben.

„Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung“ mit näheren Regelungen zur Verwendung der Stiftungsmittel für die allgemeinen Interessen der Universität über die Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer hinaus.

11. April: Enkelin Käte Unrein wird geboren.

1901

Abbe wird Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig und der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen.

13. Februar: Abbes Enkel Walter Wette wird geboren.

25. Februar: Rudolph Straubel tritt als wissenschaftlicher Berater der Geschäftsleitung in die Firma Zeiss ein.

1901 – 1903

Bau des Volkshauses aus Mitteln der Stiftung. Abbe setzt sich für den öffentlichen Charakter des Hauses ein (z.B. Lesehalle und Bibliothek) und ist an den Planungsarbeiten beteiligt.

1902

Das von Paul Rudolph entwickelte Photoobjektiv Tessar wird zum Patent angemeldet.

Neubau des Physikalischen Instituts am Landgrafen (mit Unterstützung Abbes und der Carl-Zeiss-Stiftung entstanden).

1903

1. April: Abbe nimmt an seiner letzten langen Geschäftsleitungssitzung teil. Weil sich sein Gesundheitszustand immer mehr verschlechtert, lässt er sich von seinen Funktionen entbinden. Sein Nachfolger in der Geschäftsleitung wird Rudolph Straubel.

1. November: Feierliche Einweihung des Volkshauses. Abbe kann wegen Erkrankung nicht daran teilnehmen.

1905

Abbe wird zusammen mit Robert Koch für den Nobelpreis für Medizin nominiert.

14. Januar: Nach schwerer Krankheit stirbt Ernst Abbe in Jena.